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Diabetes Wissen

9 Fragen und Antworten über Spritzstellen & Nadellängen

13.5.2020 von Jessica Schmidt-Herzel

9 Fragen und Antworten über Spritzstellen & Nadellängen

Insulin spritzen gehört für die meisten Menschen mit Diabetes bereits zur täglichen Routine und ist schon längst in den Alltagstrott übergegangen.

Dabei kann es allerdings auch schnell passieren, dass sich “Lieblingsstellen” entwickeln und immer in dieselbe Stelle oder Bereich gespritzt wird. Was ihr bei Spritzen von Insulin beachten solltet und welche Rolle die Nadellänge dabei spielt, erfahrt ihr in diesem Artikel. 

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1. Wohin wird das Insulin gespritzt? 

Insulin muss ins Unterhautfettgewebe, da es von dort aus weiter im Körper verteilt wird und seine optimale Wirkung zeigen kann. Hierfür muss die Nadel durch die oberste Hautschicht. 

Diese ist bei Erwachsenen relativ konstant dick und liegt bei ungefähr 2,0 - 2,5 mm. Bei Kindern und Jugendlichen nur minimal weniger. Gar nicht mal so dick, oder? Das Ziel der Injektion ist es, das Insulin zuverlässig unter die Haut zu bringen, und das möglichst ohne Rückfluss, Schmerzen oder Blutungen. 

Der Aufbau der Haut:

Aufbau der Haut

2. Wie lang muss die Nadel sein? 

Bauch, Beine und Gesäß sind die bevorzugten Injektionsbereiche für Menschen mit Diabetes. Der ein oder andere kennt sicherlich noch von früher die 12 mm Nadeln, oder nutzt sie sogar noch. Selbst 10 mm Nadeln für Erwachsene und 8 mm Nadeln für Kinder gelten heute als zu lang, da sie das Risiko erhöhen, dass das Insulin in die Muskulatur befördert wird, wo es nicht hingehört, da das Injizieren in den Muskel schmerzhaft ist und das Insulin dort unkontrollierter wirkt, als im Unterhautfettgewebe. Es kann hier zu Unterzuckerungen kommen.

Kürzere und dünnere Nadeln gelten heutzutage als sicherer und verträglicher - auch für die Psyche

Studien haben ergeben, dass die Nadellänge keinen Unterschied im HbA1c und der Anzahl von Unter- oder Überzuckerungen macht. Mit 4 mm Nadeln erreicht man gleich gute Blutzuckereinstellungen (HbA1c-Werte) wie mit längeren Nadeln. (1, 2)

Daher gilt auch für Erwachsene: kurze 4 mm-Pennadeln sind die sichersten Pennadeln, um Injektionen in den Muskel zu vermeiden. Sie sollten senkrecht eingestochen werden (ohne die Bildung einer Hautfalte) und sind somit lang genug, um durch die Hautschicht ins Unterhautfettgewebe zu gelangen.

3. Wie wende ich die richtige Spritztechnik an?

  • Kurzwirksame Normalinsuline sollten in den Bauch gespritzt werden. Bis auf 2 cm um den Bauchnabel herum, kann der gesamte Bauch dazu genutzt werden.
  • Kurzwirksame Analoginsuline können ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden, die Wirkung zeigt keinen Unterschied ob Bauch, Bein oder Gesäß.
  • Trübe Basalinsuline sollten in die Außenseite des Oberschenkels oder in das Gesäß gespritzt werden. Hierzu die gesamte äußere Oberschenkelregion nutzen. Denke dran: das trübe Basalinsulin muss vor der Injektion mindestens 20x geschwenkt werden! 
  • Langwirksame Analoginsuline können wahlweise in den Bauch oder in den Oberschenkel gespritzt werden.

4. Warum muss ich Pennadeln entlüften? 

Denk auf jeden Fall daran, den Insulinpen zu “entlüften”. Entlüften heißt, dass du den Pen mit aufgeschraubter frischer Nadel nach oben richtest und dann 2-3 Einheiten in die Luft spritzt, bis einige Insulintropfen an der Pennadel austreten. Wenn keine Tropfen zu sehen sind, wiederholt man das Ganze.

Das Entlüften bringt zwei Vorteile: Zum Einen kannst du so sicherstellen, dass du jegliches Insulin bekommst und nicht aus Versehen Luft spritzt. Zum Anderen kommt es ja doch mal vor, dass entgegen der offiziellen Empfehlungen, Nadeln 2-3 x benutzt werden. Hierbei kann Insulin hin und wieder in der Nadel auskristallisieren und die Nadel verstopfen, was durch das Entlüften bereits auffallen würde.

Dann stichst du den Pen senkrecht in die Haut ein, eine Hautfalte ist bei kurzen 4mm-Nadeln nicht nötig. Solltest du längere Nadeln haben, ist eine Hautfalte aber ratsam. Nach dem “Abdrücken” des Pen-Knopfes und damit Auslösen der Injektion ist es wichtig, dass du die Nadel noch ungefähr 10 Sekunden in der Haut stecken lässt, damit das Insulin sich optimal verteilen kann.

5. Welche Injektionsstellen sollte ich vermeiden?

  • Injektion in Leberflecke 
  • Injektion in Schwangerschaftsstreifen 
  • Injektion in Narben oder Narbengewebe 
  • Injektion in blaue Flecken 
  • Injektion in Äderchen

6. Warum ist ein Wechsel der Spritzstelle so wichtig?

Dass eine Pennadel ein Einmalprodukt ist, habt ihr sicherlich schon mitbekommen. So ähnlich könnte man es mit der Spritzstelle auch sehen: Spritze bitte nicht andauernd in die selbe Stelle. 

Dies kann zur Entwicklung von Lipohypertrophien, das sind Verdickungen und Verhärtungen unter der Haut, beitragen. 

Diese sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern können auch dazu führen, dass die benötigte Insulinmenge nicht korrekt wirken kann. Die Vermehrung des Bindegewebes an den viel verwendeten Einstichstellen stört die Aufnahme von Insulin in den Körper. 

So kann es zu unklaren Über- aber auch Unterzuckerungen kommen und häufig wird dadurch auch eine höhere Dosis Insulin benötigt. 

7. Wie oft sollten Spritzstellen kontrolliert werden?

Mindestens 2x im Jahr sollte dein Diabetesteam daher deine Spritzstellen untersuchen. Du kannst das aber auch selbst machen. Wenn du dich vor dem Spiegel anschaust, fallen die unsymmetrischen Erhebungen an deinen Lieblingsinjektionsstellen meistens schon direkt auf.

Die Stellen sehen aus wie kleine Pölsterchen, die hervorstehen. Manchmal gibt es auch walnussgroße Verhärtungen, die man unter der Haut ertasten kann. Diese können sich aber auch wieder zurückbilden, wenn du diese Stellen konsequent als Spritzort meidest.

Besser ist es natürlich, diese Stellen gar nicht erst entstehen zu lassen ;-)

8. Spritzen nach dem Rotationsprinzip?

Kennst du das Rotationsprinzip? Du teilst deinen Bauch und deine Oberschenkel in 4 Quadranten ein und rotierst innerhalb dieser im Uhrzeigersinn.

Somit gehst du sicher, dass du nicht ständig die gleiche Stelle erwischst und sich unschöne Verhärtungen bilden.

Mach dir übrigens keine Sorgen, sollte es einmal ein wenig bluten nach der Injektion. Meist hat man dann ein kleines Blutgefäß erwischt, was die Wirkung des gespritzten Insulins aber nicht beeinflusst. 

Rotationsprinzip Injektionsstellen

9. Wie oft sollten Insulinpumpenträger den Katheter wechseln?

Wenn du eine Insulinpumpe trägst und Stahlkanülen verwendest, solltest du den Katheter nach 2 Tagen wechseln und Teflon-Kanülen spätestens nach 3 Tagen.

Ähnlich wie bei den Pennadeln geht der Trend auch bei Kathetern für Insulinpumpen in Richtung kürzere Kanülen. Wenn Du besonders aktiv, schlank und eher muskulös bist, könntest du schräge Katheter (die sind fast immer aus Teflon) ausprobieren.

Auch bei Pumpenträgern gilt: Regelmäßiger Wechsel der Katheterstellen!

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____

(1) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25662503

(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23621793
 

Quelle: VDBD Injektionsleitfaden

 

Die mySugr Website bietet keine medizinische oder rechtliche Beratung. mySugr Blog-Artikel sind keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dienen lediglich der Information.
Die medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Informationen auf der mySugr Website ersetzen keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wendet Euch bei allen Fragen, die Ihr hinsichtlich einer Erkrankung habt, stets an Eure Ärztin bzw. Euren Arzt.

Jessica Schmidt-Herzel

Jessica ist mySugr Diabetescoach, staatlich anerkannte Diätassistentin und zertifizierte Diabetesberaterin DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft). Im mySugr Chat füttert sie die Leute mit diabetesrelevanten Infos und auf unserem Blog schreibt sie ansprechende Artikel für unsere Community z.B. über Diabetes und Pubertät oder die Wechseljahre.
Aber auch offline profitieren die Menschen mit Diabetes schon seit vielen Jahren von ihr: sie nimmt in einer Kinderklinik in Berlin Kinder und ihre Diabetesmonster an die Hand und gestaltet manche Sport- und Ferienaktivität für Kinder mit Diabetes mit. 
Aber nicht nur Monster zähmen, sondern auch das jährliche Halbmarathon-Training an der frischen Luft oder das Gemüseernten im eigenen Garten erfüllt sie mit großem Engagement.